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Zusammenspiel der Realiatete als eines der Hauptprinzipien des Sujetaufbaus im Roman Stiller von Max Frisch

Tagebuchschreiber weigert sich zwar noch immer Stiller zu sein,

berichtet aber andererseits zum ersten Male von Stillers Erlebnissen in

der Ichform. (vgl. Frisch 1992: 334) Am Ende des siebenten Buches sind

mit dem Urteilsspruch White und Stiller identisch geworden, beide

Handlungsstraenge sind ineinander geflossen. Es ist also auch formal

konsequent, dass hier die Tagebuchform aufhoert und ein neuer Erzaehler

zu Worte kommt.

3.2 Form und Funktion des Tagebuchs

Max Frisch bedient sich der Tagebuchform. Diese Form findet sich

haeufig bei Frisch, angefangen von den "Blaettern aus dem Brotsack" bis

hin zu "Montauk". Die beiden "Tagebuecher 1946-1949 und 1966-1971"

gehoeren zu seinem schriftstellerischen Werk nicht weniger als seine

Romane, doch ist die Art und Funktion dieser Form nicht ueberall die

gleiche.

Auf die Besonderheit und Funktion der Tagebuchform im Roman

"Stiller" moechte ich eingehen.

Vom Tagebuch kann man, genau genommen, nur in den Heften mit

ungerader Numerierung sprechen. Dort sind Erlebnisse und Gedanken des

Untersuchungshaeftlings festgehalten, er schreibt in der ersten Person

und meist in der Gegenwart. Die eingeflochtenen Geschichten und die

Knobel und dem Verteidiger erzaehlten Amerika-Erlebnisse ueberschreiten

eigentlich schon den Charakter des Tagebuchs; sie enthalten

Rueckwendungen, die dazu bestimmt sind, fuer Mr. White eine

Vergangenheit aufzuzeigen. Das Ich, das hier von sich spricht, ist nur

eine Fiktion; nur die in der dritten Person gehaltenen Protokolle

beschaeftigen sich mit dem 'eigentlichen' Ich, dem Titelhelden des

Buches.

Die Form des Tagebuchs ist also hier, wie Duerrenmatt

festgestellt hat, "die eines fingierten Tagebuchs einer fingierten

Personlichkeit, die damit die Behauptung aufrechterhalten will, sie sei

nicht eine andere" (Duerrenmatt 1971: 11).

Das trifft allerdings nur auf die ersten Hefte zu. Im Schreiben

veraendert sich der Tagebuchschreiber, er setzt sich mit der Rolle

auseinander, die er einst gespielt hat und die ihm seine Umgebung

wieder aufdraengen will. Kurz bevor er in Ichform von Stillers

Vergangenheit schreibt, definiert er die Funktion des Schreibers fuer

sich selbst folgendermassen:

"Kann man schreiben, ohne eine Rolle zu spielen? Man will sich

selbst ein Fremder sein. Nicht in der Rolle, wohl aber in der

unbewussten Entscheidung, welche Art von Rolle ich mir zuschreibe,

liegt meine Wirklichkeit. Zuweilen habe ich das Gefuehl, man gehe aus

dem Geschriebenen hervor wie eine Schlange aus ihrer Haut. Das ist es;

man kann sich nicht niederschreiben, man kann sich nur haeuten" (Frisch

1992: 330).

Erst der Prozess der Selbstbesinnung durch das Tagebuch macht

Stiller reif fuer seine 'neue Haut', fuer die erste Stufe der

Selbstannahme. Aehnlich definiert Frisch im "Tagebuch 1945-1949" die

Funktion des Tagebuchs fuer den Schreibenden:

"Indem man es nicht verschweigt, sondern aufschreibt, bekennt man sich

zu seinem Denken, das bestenfalls fuer den Augenblick und fuer den Standort

stimmt, da es sich erzeugt. Man rechnet nicht mit der Hoffnung, dass man

uebermorgen, wenn man das Gegenteil denkt, klueger sei. Man ist, was man

ist. Man haelt die Feder hin, wie eine Nadel in der Erdbebenwarte, und

eigentlich sind nicht wir es, die schreiben; sondern wir werden

geschrieben. Schreiben heisst: sich selber lesen" (Frisch 1950: 22).

3.3 Erzaehlsituation und Erzaehlhaltung

Die besondere Art und Form des Tagebuchs im "Stiller" laesst sich

erst ganz verstehen, wenn die Erzaehlsituation und Erzaehlhaltung

genauer untersucht werden. Die Erzaehlsituation ist bestimmt durch

Stillers Aufenthalt im Gefaengnis.Die Isolation im

Untersuchungsgefaengnis zwingt Stiller zum Schreiben, andererseits ist

es aber die Konfrontation mit der Ehefrau, Feinden, dem Verteitiger und

Staatsanwalt, die auch fuer Wahrheitsermittlung notwendig ist. Diese

Situation ist besonders geeignet fuer die dem Ich-Roman eigene

Gewissenserforschung

(vgl. Stanzel 1964: 31), fuer die Darstellung des Identitaetsproblems.

Nach Stanzels Romantheorie ist "Stiller" am ehesten der Kategorie

der Ich- Erzaehlhaltung zuzuordnen. Bei dieser Erzaehlsituation

dominiert das berichtende Erzaehlen durch eine Erzaehlerfigur und die

Innensicht auf das Figurenbewusstsein. Unter der Kategorie "Person" ist

diese Erzaehlsituation immer mit einem Erzaehler in der Ich-Form

verbunden. Da aber auch ein auktorialer Erzaehler durchaus "Ich" sagen

kann, muss eine Abgrenzung vorgenommen werden: In der Ich-

Erzaehlsituation bezeichnet die erste Person Singular sowohl den

Erzaehler als auch eine Handlungsfigur, der Erzaehler und die Figur

gehoeren also dem selben Seinsbereich an.

Die Ich-Erzaehlsituation vereint mehrere, scheinbar

widerspruechliche Aspekte: zum einen scheint die "epische Distanz"

vollstaendig aufgehoben zu sein, steht der Erzaehler doch als ein

Handelnder mitten im Geschehen. Zum anderen aber ist dieselbe Distanz

geradezu konstituierend fuer ihn, da er doch nur erzaehlen kann, was

zeitlich schon vergangen ist. Wie man sieht, ist der Ich-Erzaehler eine

"gespaltene Persoenlichkeit", deren eine Seite als "erlebendes Ich",

die andere als "erzaehlendes Ich" bezeichnet wird. Diese Aufteilung

erlaubt es ihm auf der einen Seite, sehr authentisch und unmittelbar

ueber sein Innenleben zu reflektieren. Doch ist diese Moeglichkeit zur

ausgiebigen Introspektion durch ein sehr enges Blickfeld - eben nur das

seine - erkauft, das erfordert, andere Figuren lediglich von aussen zu

beschreiben. Eine gewisse Naehe zur personalen Erzaehlsituation liegt

hier auf der Hand. Auf der anderen Seite aber erzaehlt er seine

Geschichte - haeufig sein Leben oder doch wenigstens Episoden daraus -

aus einem mehr oder weniger grossen zeitlichen Abstand. Das befaehigt

ihn, kommentierend und wertend, zuweilen reuevoll, auf sein Leben

zurueckzublicken, was seine Perspektive wiederum an die des auktorialen

Erzaehlers annaehert.

Als Stiller das Gefangnis verlaesst, aendert sich mit der

Situation auch die Erzaehlhaltung, ein anderer uebernimmt die

Vermittlung der folgenden Ereignisse. Aber der erste Teil ist kein

reiner Ich-Roman. Es ist nicht so, wie es Walter Jens als eine

Moeglichkeit beschrieben hat, von der der Autor keinen Gebrauch gemacht

hat: "Anatol Stiller sitzt an seinem Zellen-Tisch, haelt Rueckschau und

konfrontiert die Begebenheiten von heute - Ausgang und

Gefaengnisbesuche - mit den Ereignissen von gestern" (Jens 1971: 17).

Der, der die Aufzeichnungen niederschreibt, behauptet ja gerade, nicht

Anatol Stiller zu sein. Wenn er ich schreibt, so meint er nicht

Stiller, sondern den Untersuchungsgefangenen White. Diesem hat der

Verteidiger ein Heft gegeben, in dem er sein Leben aufschreiben soll,

wohl um zu beweisen, dass ich eines habe [...], wie er ironisch

anmerkt. (Frisch 1992: 9)

An Stelle eines Lebensberichtes verfasst er jedoch ein Tagebuch,

das neben seinen Erlebnissen im Gefaengnis und einigen wenig

glaubhaften Geschichten aus Amerika nichts ueber sein frueheres Leben

enthaelt, was in Ich-Form berichtet wuerde. Das Tagebuch-Ich erweist

sich als ein Ich ohne Geschichte.

"Das Ich vermag sich offenbar allein als ein gegenwaertiges zu

dokumentieren" (Steinmetz 1973: 36), denn es existiert - genau genommen

- erst seit zwei Jahren, seit dem Selbstmordversuch. Eine Geschichte

hat nur der verschollene Stiller aufzuweisen, ueber den aber gerade

nicht in der ersten, sondern stets in der dritten Person berichtet

wird, der also bis zum 7. Heft hin nie als Ich-Erzaehler in Erscheinung

tritt.

"Das Ich wird ein Objekt", wie Duerrenmatt sagt (Duerrenmatt

1971: 12), es wird von aussen, in der dritten Person, beschrieben, so

wie die anderen es sehen. Es vermittelt dem Leser das Bild Stillers in

den Augen der anderen, jenes Bild, vor dem er gerade geflohen ist.

Die Erzaehlhaltung ist also doppelt gebrochen, einmal wird vom

Roman-Ich in der dritten Person gesprochen, andererseits werden diese

Er-Berichte wiederum durch den Ich-Erzaehler vermittelt, der mit der

dargestellten Person identisch ist. Die Spannung zwischen erzaehlendem

und erlebendem Ich, die einen Reiz des Ich-Romans ausmacht, wird hier

noch gesteigert. Der Ich-Erzaehler bringt sich dem Leser immer wieder

in Erinnerung; obwohl er beteuert: "Ich will aber versuchen, in diesen

Heften nichts anderes zu tun als zu protokollieren, was Frau Julika

Stiller-Tschudy [...] mir oder meinem Verteidiger von ihrer Ehe selber

erzaehlt hat" (Frisch 1992: 90), schimmert seine innere Beteiligung an

den Vorgaengen von Anfang an durch.

Da gibt es einmal neutrale Einfuegungen wie ich protokolliere

[...], scheint es [...], offenbar [...], so sagt er [...], so meint

mein Staatsanwalt [...], so sagt Sibylle usw., die den Redefluss nur

kurz unterbrechen. Daneben stehen scheinbar distanzierende Kommentare

wie Als Fremder hat man den Eindruck (Frisch 1992: 89), es liegt mir

sonst wenig daran, mit dem Verschollenen einig zu sein (Frisch 1992:

100) oder Wieso ist er eigentlich so offen zu mir? (Frisch 1992: 222).

Im zweiten Teil haben wir wiederum einen Ich-Erzaehler, der aber

nicht im Mittelpunkt, sondern am Rande des Geschehens steht. Franz

Stanzel nennt diese Erscheinung "Retrospektive mit Randstellung des Ich-

Erzaehlers" (vgl. Stanzel: 1955). Daher wird er haeufig als neutraler,

objektiver Beobachter angesehen. So betont Braun den

Protokollcharakter, den diese Aufzeichnungen ebenso wie Heft 2,4 und 6

trugen, und er stellt sie daher als 8. Heft den 7 Heften des ersten

Teiles zur Seite (vgl. Braun 1959: 34 und 75).

Demgegenueber muss doch auf den entscheidenden Unterschied

zwischen dem ersten und dem zweiten Teil hingewiesen werden, der darin

liegt, dass der Protokollant im Tagebuch eben derjenige ist, um den es

geht, waehrend sich Rolf distanziert zu dem Geschehen verhaelt.

Juergensen meint: "Rolf stellt seine epische Darstellung zu keiner Zeit

in Frage; er bleibt der autoritaere, allwissende Erzahler". (Juergensen

1972: 76)

Ist der Staatsanwalt wirklich ein allwissender Erzahler?

Hoechstens wohl insofern, als er bereits das Ende der Geschichte -

Julikas Tod kennt und von daher seinen Bericht zusammenfasst. Seine

Objektivitaet ist doch fraglich. Sein Verhaeltnis zu Stiller ist sicher

zwiespaeltig. Von diesem wird er im Tagebuch immer als sein Freund

bezeichnet; seine Freundschaft drueckt sich jedoch kaum in echten

Hilfeleistungen aus. Einmal besuchen er und seine Frau das Stillersche

Ehepaar im Hotel, dann vergehen anderthalb Jahre bis zu seinem ersten

Besuch in Glion. Stillers Anrufe waehrend dieser Zeit, die wohl ein

Zeichen seiner schwierigen Situation sind, sind Rolf laestig.

Vielleicht spielt in seinem Unterbewusstsein immer noch die Eifersucht

auf den frueheren Liebhaber seiner Frau eine Rolle, was ihm ja auch

einmal - bei dem gemeinsamen Spaziergang zu dritt - zu Bewusstsein

kommt: "In den uebrigens seltenen Augenblicken solcher Art wurde mir

das Vergangene doch sehr bewusst; unsere Gegenwart zu dritt bestuerzt

mich dann wie etwas Unmoegliches, zumindest Unerwartetes" (Frisch 1992:

416). Zum objektiven Berichterstatter eignet sich dieser Mann gewiss

nicht

Auch das Nachwort ist also aus einer subjektiven Perspektive

heraus erzaehlt, was man beachten muss um die Ehe Stillers mit Julika

in ihrer letzten Etappe zu beurteilen. Rolf sieht in ihm den eigentlich

Schuldigen, aber was er berichtet - Julikas mangelnde Anerkennung fuer

ihren Mann, ihr Verschweigen der bevorstehenden Operation, schliesslich

die Tatsache, dass sie allein ins Krankenhaus geht - widerlegt

eigentlich das, was er sagt. Wir wissen nicht, was in Julika vorgeht,

denn es gibt in diesem Buch keinen allwissenden Erzaehler, der ins

Innere seiner Romanfiguren sehen kann. Die durchgehende

Perspektivierung des gesamten Romans zeigt jede Figur entweder so, wie

sie sich selbst sieht, oder als Bildnis in den Augen der anderen,

niemals aber losgeloest aus ihrer zwischenmenschlichen Verflechtung.

Nicht epische Totalitaet, sondern Perspektivierung und Medialisierung

sind die Kennzeichen dieser Erzaehlhaltung.

Schlussfolgerung

Im ersten Kapitel der vorliegenden Forschungsarbeit haben wir uns

mit folgenden Themen auseinandergesetzt und sind zu den Schluessen

gekommen:

- Die zentralle Stellung in Frischs Werken nehmen Identitaetsfrage

und Bildnisproblematik ein. Die Titelgestalt vom Roman "Stiller"

will auch mit sich selbst nicht identisch sein, er fuehlt sich

als Versager und flieht nach Amerika.

- Waehrend der Untersuchung der strukturellen Besonderheiten haben

wir festgestellt, dass Frischs Einstellung zum Schreibprozess,

seine Wahl der Architektonik und Form des Romans die

strukturelle Offenheit moeglich macht. Das bedeutet, dass der

Autor dem Leser seine Meinung nicht aufzwingt und der Leser

dementsprechen ueber verschiedene Interpretationsmoeglichkeiten

verfuegt.

- Der komplizierte Aufbau des Romans widerspiegelt seine

Problematik. Man kann zwei Handlungsstraenge verfolgen, die

White- und Stillerhandlung, die am Ende zusammenfuehren, denn

die Doppelidentitaet Stiller/White wird zu einer Einheit.

- Die Form und Funktion des Tagebuches ist im Roman mit der

Erzaehlsituation eng verbunden, weil die Erzaehlsituation durch

Stillers Aufenthalt im Gefaengnis bestimmt ist. In der Analyse

wird Ich- Erzaehlsituation und ihre Besonderheiten vom

Standpunkt der Erzaehltheorie von Stanzel untersucht. Der Autor

waehlt die Ich-Erzaehlsituation, weil er innerliche Welt der

Titelgestalt aus subjektiver Sicht betrachten will. In dieser

Form wird der Leser fast automatisch ein Teil des Buches, da er

sich durch die gewдhlte Erzдhlperspektive in die Rolle Stillers

hineinversetzen muЯ.

II. Zusammenspiel der Realitaeten

Der komplizierte Aufbau des Romans, die von Max Frisch gewaehlte Form

des Tagebuchs und als Folge die offene Struktur des Romans haben dazu

gefuehrt, dass der Text nicht homogaen ist. Im Rahmen der fiktionalen

Wirklichkeit des Romans koennen verschiedene Schichten der inneren

Realitaet ausgesondert werden. Die Mehrschichtigkeit kommt dann zum

Ausdruck, wenn der Leser mit Perspektivierungen der Erzaehlung und

verschiedenen Ebenen der Textwirklichkeit konfrontiert wird. Das sind:

(Stillers Einreise in die Schweiz einerseits und Nachwort des Staatsanwalts

andererseits.

(Die Knobel erzaehlten Geschichten

(Parabolische Geschichten

(Traeume

Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, uns mit dem komplizierten Problem der

textwirklichkeit auseinanderzusetzen und auf verschiedene Ebenen der

Textwirklichkeit im Roman praezieser einzugehen.

1. Der Begriff der Textwirklichkeit. Fiktionalitaet und

Virtualitaet im literarischen Text

Unter der fiktionalen Wirklichkeit ist nicht die Nachahmung der

objektiven Wirklichkeit zu verstehen, sondern eine besondere Wirklichkeit,

die sich im Rahmen eines Textes realisiert und existiert. Die fiktionale

Wirklichkeit ist die innere Wirklichkeit eines fiktionalen, das heisst

eines literarischen Textes, die in diesem Text und durch diesen Text

existiert und ueber eigene Gesetzmaessigkeiten verfuegt.

Die Textwirklichkeit eines Textes stellt in sich keine Ganzheit dar,

dementsprechend kann man einen literarischen Text mit einer Konstruktion,

die aus vielen "Kaestchen" besteht, vergleichen. Paduceva bezeichnete diese

kleinen "Kaestchen" als "Fiktion zweiten Grades", oder "Fiktion in der

Fiktion" (Padu?eva 1996: 388). In der Struktur eines fiktionalen Textes

koennen Fragmente abgesondert werden, die ueber eine besondere Position im

Vergleich zur Hauptlinie des Erzaehlens verfuegen. Es handelt sich dabei um

autonome Textteile wie Traum, Tagtraum, erlebte Rede, Luege, Erzaehlung in

der Erzaehlung und aehnliche Erscheinungen, die in das Textganze

eingeflochten sind. Einzelne Textpassagen wie Rede, Wechselrede,

Landschaftsschilderungen oder Sujetereignisse weisen auf diese fiktionale

Wirklichkeit hin, sind also im Rahmen des fiktionalen Systems des Textes

verifizierbar.

"Und dann kam die Lava, langsam, aber unaufhaltsam, in der Luft

erkaltend und erstarrend, ein schwarzer Brei mit Wirbeln von weisslichem

Dampf; nur in der Nacht sah man noch die innere Glut in diesem steinernen

Brei, der naeher und naeher kam, haushoch, naeher und naeher: zehn Meter im

Tag". (Frisch, M. 1992: 47)

Anders Traeume und Luegen: "Im Fall einer erdachten Welt sind Objekte

und Situationen in der erdachten Textwelt Referenten der sprachlichen

Aeusserungen" (Paduceva 1996: 244). Diese Fragmente im Rahmen eines

fiktionalen Textes sind 'Eigentum' und 'Produkt' des Bewusstseins der

Textfiguren und somit im referenziellen System der Textwelt nicht

verifizierbar. Sie verfuegen meistens ueber einen besonderen Status und

lassen sich durch inhaltliche und sprachliche Signale aus dem Textganzen

aussondern.

"Von Julika getraeumt- wieder fast das gleiche: sie sitzt in einem

Boulevard-Cafe unter vielen Leuten und versucht, mir zu schreiben, den

Bleistift in den Lippen wie ein Schulmaedchen in Not, ich will auf sie

zugehen, bin aber von drei fremden (deutschen) Soldaten verhaftet, weiss,

dass Julika mich verraten hat. Unsere Blicke treffen sich." (Frisch

1992:333)

Diese Textkonstruktion, naehmlich "Erzaehlung in der Erzaehlung", oder

mit anderen Worten "Text im Text", spitzt in erster Linie das Moment des

Spieles im Text zu. Gleichzeitig wird die Rolle der Textgrenzen

unterstrichen, sowohl der aeusseren, die den Text von dem 'Nicht-Text'

trennen, als auch der inneren, die Textteile mit verschiedenen Coden

aussondern.

Das Zusammenspiel verschiedener Textschichten kommt nicht nur dadurch

zum Ausdruck, weil die Elemente des 'Nicht- Textes' in einer Perspektive in

den Text eingeschlossen, in einer anderen aus dem Text ausgeschlossen sind,

sondern auch dadurch, dass in beiden Faellen ihr Relativitaetsgrad sich von

dem des Haupttextes unterscheidet.

Der Zeichencharakter von allem Kuenstlerischen ist dual schon seiner

Natur nach. Einerseits fungiert der Text als eines der Elemente der realen

Welt, das sein eigenes Dasein hat. Andererseits aber ist der Text die

Kreatur des Autors. Gerade in dieser Dualitaet entsteht "das Zusammenspiel

auf dem semantischen Feld 'Wirklichkeit- Fiktion' " (Lotman 1992: 72).

Nach W. P. Rudnev ist die Konstruktion "Text im Text" nicht nur

literarische, sondern auch kuenstlerische Erscheinung. Als Beispiel fuehrt

der Wissenschaftler die Einfuehrung von Dokumentarbildern in einen Film,

oder den mehrschichtigen Sujetaufbau an.

J. M. Levin zum Beispiel untersucht solche literarischen Griffe, wie

Vermischung von Traum und Wirklichkeit, Motive der Doppelgaenger, mit deren

Hilfe der Autor einen mehrschichtigen Sujetaufbau erzielt. In diesen

Konstruktionen bildet das Fabulieren die Oberflaeche und dient der

Entstehung des Haupthemas. Das Haupthema basiert vorwiegend auf formellen

Elementen- auf den Strukturen wie "Text im Text" mit den gebrochenen

Kompositionsrahmen, wo die Grenzen zwischen Realitaeten verzerrt sind.

(vgl. Levin 1981: 55-58)

Indem Autor seine Figuren etwas traeumen, erfinden, luegen oder

erzaehlen laesst, wird der Prozess des Erfindens selbst expliziert. Lotman

(1981) hat diese "Kaestchenkonstruktion" eines Textes mit dem Spiegelmotiv

in der Malerei verglichen.

"Fuer die Bezeichnung dieses Textphaenomens scheint der Terminus

"virtuell" geeignet zu sein. […] Die Wirklichkeit, die sich im Bewusstsein

der Figuren eines literarischen Textes konstituiert, kann als "virtuelle

Wirklichkeit" bezeichnet werden". (?elikova 1998: 224)

Virtuelle Fragmente im Text helfen oft das Verborgene ans Licht zu

bringen, das heisst, sie sind Schluessel zur Intention des Autors. 'Das

Zusammenspiel der Realitaeten' im Rahmen einer fiktionalen Welt ist einer

der verbreitesten Griffe der modernen Literatur. Dieses Zusammenspiel

basiert auf den Wechselbeziehungen zwischen der fiktionalen und virtuellen

Wirklichkeit. Diese zwei Welten koennen sowohl voneinander abhaengig sein

und einander ergaenzen, als auch einander verschlingen. Manchmal dringt das

virtuelle Fragment in die Struktur des Erzaehlens ein und ersetzt sie.

Lotman bezeichnete diese "virtuelle Wirklichkeit" als "doppelter

Code". In diesem Zusammenhang behauptete er, dass diese Erscheinung dazu

fuehrt, dass der Hauptraum des Textes, das heisst seine fiktionale

Wirklichkeit, als 'real' empfunden wird. Daraus folgt, dass der Hauptext

als 'real' und virtuelle Abschnitte darin als 'fiktional' fungieren.

Nachstehend sprechen wir von dem Zusammenspiel der Textrealitaeten, das auf

gegenueberstellung "Wirklichkeit- Fiktion" basiert.

Man kann das mit Recht mit der Opposition "Vorhandenes-Moegliches"

vergleichen. In dieser Hinsicht ist Rolf Kieser zuzustimmen, der gerade die

durch das Tagebuch forcierte "Konfrontation von Dokumentation und reiner

Fiktion, der beiden Zeitbegriffe der linearen Chronologie und der

diachronischen Vergaengnis, der Oeffentlichkeit und des Individuums, des

objektiv erfassbaren Geschehnisses und der subjektiv erlebten Erfahrung,

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